Tag 9: Phinda - wo die Tierwelt noch in Ordnung scheint

Für einen Fotografen ein Traum: Nashorn-Mama mit Baby und zwei Löwenkinder, die Reißaus nehmen. Alles in völlig freier Wildbahn im Phinda Private Game Resort.
Auch im Busch hat Covid alles auf den Kopf gestellt. Nichts ist mehr so, wie es war. Mit dem Ausbleiben der Touristen schlossen viele private und staatliche "Game Reserves" die Tore und es schlug die Stunde der "Poachers", der Wilderer. Ein trauriges Kapitel, dass mit Geld, Gier und - ja man muss es sagen - Schwachsinn zu tun hat. Denn weil in Asien, insbesondere China, immer noch gemahlene Stoßzähne oder Nashörner ja sogar Gürteltiere als Potenz- oder Wundermittel gegen Krebs oder Covid selbst gelten, begann ein grauenhaftes Schlachten, was im Westen weitgehend unbeachtet blieb.
Im & Beyond Resort wird sehr hart daran gearbeitet, den Artenschutz wiederherzustellen und darüberhinaus auf andere Gebiete zu erweitern.

Der Moment wo Mama Nashorn die Löwenkinder entdeckt. Das erste hat schon kehrt gemacht. Mit großen Löwenweibchen oder gar Männchen wäre es möglich das Baby von der Mutter zu trennen und zu töten. Allerdings wäre das Risiko, vom Nashorn getötet zu werden, sehr groß. Es wiegt über drei Tonnen. 

Doch zurück zu den "Poachers". In der Phinda Mountain Lodge mit ihrer  atemberaubenden Aussicht sitzen wir nach einer wahrlich großartigen Fotosafari mit Ranger Grant zusammen. Der junge Südafrikaner ist sehr engagiert, geht in seinem Beruf völlig auf. Er berichtet davon wie plötzlich die Touristen ausblieben und immer weniger Personal zur Verfügung stand, um die Parks zu schützen und die Anti-Poaching Units zu bezahlen. 
Ranger Grant. Der Ex Profi Rugby-Spieler geht voll in seinem Beruf auf.

So kommen die Wilderer auch heute noch nachts, im Schutz der Dunkelheit, um ihrem blutigen Handwerk nachzugehen. Über 70 Nashörner müssten im letzten Quartal in Südafrika dran glauben. Für den schwachsinnigen Irrglauben an Potenz- oder Wunderheilung. Wut kommt auf. 
Am offenen Feuer machen seltsame Geschichten die Runde. Von abgehackten Zebra-Hufen, die sich Wilderer unter die Schuhe binden, um die eigenen Spuren zu verwischen. Oder von den Verhaftungen, die nichts bringen, da die Poachers am nächsten Tag wieder aus dem Gefängnis heraus sind. Andernorts ist man offesichtlich schon zu drastischen Maßnahmen übergegangen, erzählen die Ranger hinter vorgehaltener Hand. Angeblich bindet man Wilderer, bei aktiver Überführung eines Nashorn- oder Elefanten-Kill einfach an Baum - den Rest erledigt das Gesetz im Busch. Wo oder wer das tut, will keiner sagen.


Verspielt und (noch) einfach glücklich: über eine Stunde blieben wir in der Nähe der Löwenkinder...

Ob Räuberpistole oder nicht, da durch Covid noch mehr Menschen in Südafrika bettelarm geworden waren, geht das Schlachten der bedrohten Wildtiere weiter. Mit nur einem Nashorn ist mehr zu verdienen als sonst in zwei oder drei Jahren mit harter Arbeit. Es ist höchste Zeit, dass hier Abhilfe geschaffen wird. Auch mithilfe der Industrie-Nationen. Denn geht es so weiter, gibt es in 10 Jahren einfach keine Nashörner mehr. Punkt. 
Und so freuen wir uns, von Nashornumsiedlungen und den so genannten "De-Horning" Aktionen zu hören, bei denen den Wilderern ihr Diebesgut einfach vorher weg genommen wird. Per Betäubungsschuss und Absägen. Ist das Horn erstmal weg, macht die Jagd ja keinen Sinn. 
Der Game Drive am Nachmittag bescherte mir jedenfalls eines der schönsten Fotos, die ich in Leben gemacht habe. Wir stießen durch Zufall auf eine Nashorn-Mama mit ihrem etwa drei Monate alten Jungen. Friedlich grasten sie auf offener, grüner Pläne. 
Zwei weitere Nashörner, die bereits enthornt wurden. Sie sind nächstes Jahr wieder dran, denn die Hörner wachsen wieder nach...

Die kleine (gottlob recht satte) Löwenfamilie gleich in der Nähe, im hohen gelben Savannengras, bemerkten wir zunächst nicht. Bis sich plötzlich zwei "Cups", zwei Löwenwelpen, neugierig dem Nashorn-Junge näherten. Ganz wie Mama und Papa wurde sich angeschlichen. Gegen den Wind. Pfötchen für Pfötchen. Mutig und frech zugleich. Ganz nah kamen die beiden Löwenwelpen heran, doch dann gab es so richtig Dunst. Von Mama Nashorn. Die drehte sich mit ihren drei Tonnen plötzlich um und ging zum Angriff über. Auch der kleine Nashorn-Nachwuchs stürmte - wenn auch stolpernd - mutig vor und unsere Löwen-Babies nahmen reißaus. Sie hatten - wie man so sagt- die Buxe richtig voll. 
Nur eine halbe Stunde später gelangen mir dann (allerdings mit viel Geduld und Spucke) die Aufnahmen der Nilpferde. In einer der vielen natürlichen und  tiefen Wasserstellen. Leider "gähnen" sie halt nur gaaaanz selten. Aber dafür umso schöner...
Smile please. Dieses Nilpferd zeigt, was es für "Hauer" im Maul hat.